Flagge Reisebericht Südafrika

24. April bis 16. Mai 2014

Gefahrene Strecke: 2800 km


1. Tag, Do, 24.04.: Ankunft in Johannesburg

Nach neun Jahren Afrika-Abstinenz wollten wir nicht länger warten und haben uns Ende 2013 wieder eine Reise in diesen faszinierenden Kontinent vorgenommen. Wir waren nicht mehr zu zweit: Unsere beiden Vorschulbuben würden uns selbstverständlich begleiten. Die Reise sollte etwas komfortabler werden, und so wählten wir dieses Mal ein Wohnmobil als Reisevehikel.

Mit dem Direktflug der SAA kommen wir frühmorgens in Johannesburg an, wo wir vom WoMo-Vermieter bereits erwartet werden. Die Kinder haben den Flug gut überstanden und sind putzmunter, die Erwachsenen etwas müde, aber durch die Aufgeregtheit gepuscht. Am Flughafen wollen wir noch eine Vodafone-Prepaidkarte für unser steinaltes Tastenhandy kaufen, doch weist uns der Verkäufer darauf hin, dass das üblicherweise mit deutschen Handys nicht funktioniert wegen der Simlock-Sperre – ein kurzer Check bestätigt dies. Nicht schlimm, wer braucht sowas schon, früher gings auch ohne.

Es ist noch sehr kalt, als wir im morgendlichen Berufsverkehr zur Vermietstation von Bobo fahren, doch der blaue Himmel verheißt für den Tag wohlige Wärme. Dort werden wir in unsere fahrbare Wohnung eingewiesen und sind sofort von dem Komfort überwältigt. Die Kinder, für die wir die preiswerten Styropor-Sitzerhöhungen aus Deutschland mitgenommen haben, wollen bereits ihre Sitzplätze wählen und streiten darüber, wer am Fenster sitzen darf.

Nach Abschluss aller Formalitäten lassen sie uns auf die Straße: Linksverkehr mit einem 7-Meter-Fahrzeug. Wir füllen die Vorräte für die nächsten Tage: Wasser, Milch, Säfte, Bier, Wein, Savannah Dry, Nudeln, Soßen, Fleisch, Gemüse, Obst, Zucker, Brot, Aufstriche, Cornflakes, Butter, Öl, Knabbereien und was sonst so alles schmeckt und wenig Arbeit macht. Grillholz muss natürlich auch mit.

Wir haben uns für den ersten Tag keine lange Strecke vorgenommen und somit den ganzen Nachmittag Zeit für den ersten Nationalpark Suikersbosrand, an welchem wir über die Autobahnen im Umland von Joburg zügig ankommen.

Gestern noch in Deutschland, bekommen wir heute schon Horden von Pavianen, Springböcke, Herden von Gnus, Kudus, Zebras, flatternde Perlhühner und umherstreifende Schakale zu sehen. Die Kinder beobachten das Geschehen fasziniert im hinteren Bereich des Womos durch die Panorama-Heckscheibe, und ich fühle mich von der heimatlichen Enge und Hektik befreit. Endlich wieder Afrika!

Am späten Nachmittag verlassen wir den Park und wollen unser Nachtquartier aufsuchen. Wir hatten eine Lodge mit Campingmöglichkeit in der Nähe ausgesucht – ohne Voranmeldung. Die „Hofeinfahrt“ bildet eine Schotterpiste, die irgendwo in den nahe gelegenen Hügeln verschwindet, mit einem verschlossenen Tor davor sowie einem Schild mit einer Telefonnummer. Diese sollte wählen, wer Einlass wünscht. Toll, wer braucht schon ein Handy….

Und so fahren wir weiter und halten Ausschau nach alternativen Übernachtungsmöglichkeiten, denkbar ungünstig etwa eine Stunde vor der hereinbrechenden Dunkelheit im Dunstgürtel Johannesburgs. Wir erreichen Vereeniging, einer nur wenig Charme versprühenden Industriestadt, und entdecken am Straßenrand ein B&B-Schild. Nachdem wir keinen Campingplatz fanden, steuern wir somit „B&B Ikhamanzi“ an. Was sind wir erleichtert, dass wir hier übernachten können. Und wie es der Zufall will, ist die Hausherrin aus Deutschland: Almut erzählt uns über die Entstehung ihres B&B, wir dürfen ihre Grillmöglichkeit nutzen und schließen ihren Hund, der uns zunächst scharf bellend begrüßt hatte, ins Herz.
Wir beziehen unser Quartier in einer ihrer Hütten. Eine ruhige, dunkle, und auch kalte Nacht liegt vor uns.

Tagesdistanz: 180 km

Unsere Reiseroute


2. Tag, Fr, 25.04.: Drachenberge am Horizont

Raureif überzieht frühmorgens die Wiesen, doch der tiefblaue Himmel und die Sonne lassen die kalte Nacht schnell vergessen. Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschieden wir uns von Almut.

Unser heutiges Ziel hatten wir lange Zeit zuvor ausgewählt. In einem der schönen Fotokalender hatte ich das Bild des Amphitheaters des Royal Natal Nationalparks gesehen, und in diesem Moment entstand der Wunsch, einmal dorthin zu gehen. Letzten Endes war es dieses Bild, was uns zu einem weiteren Südafrikaurlaub bewegte. Dorthin soll es also heute gehen.

Über die N3 geht es durch eine wenig spektakuläre flache Landschaft nach Süden. Irgendwann tauchen am Horizont die Drakensberge auf, für die Kinder die „Drachenberge“. In Harrismith verlassen wir die Autobahn, und mit jedem Kilometer wird die Landschaft abwechlungsreicher und die Straßen kurviger.
Am späten Nachmittag erreichen wir die wunderschön zwischen den Bergen liegende Mahai Campsite. Während die Kinder sich im Sand des Spielplatzes dreckig machen, kümmern wir uns um das Abendessen und packen die Sachen für den nächsten Tag.

Tagesdistanz: 300 km


3. Tag, Sa, 26.04.: Das Amphitheater

Wandern! Das Amphitheater ruft. Gleich nach einem schnellen Frühstück brechen wir auf. Wir stellen das Womo auf einem Parkplatz am Beginn des Thukela Gorge Trail ab, pinseln uns mit Sonnenschutzcreme ein und marschieren los.

Eine frische Luft weht um die Nase, und eine herrliche Ruhe umgibt uns, als wären wir allein auf der Welt. Der gut angelegte Weg führt teils durch Wälder, teils durch offene Landschaften, und immer wieder ist man gezwungen, stehenzubleiben, um die gigantische Aussicht zu genießen, und auch um den Kindern kurze Ruhepausen zu gönnen. Die vorherrschenden Farben sind tiefes Himmelblau, sattes Grün und das Ocker der Felswände. Die schönsten Farben der Welt!

Während der Wanderung erklären wir den Kindern das richtige Verhalten bei Spinnen, Schlangen, oder Skorpionen, dass man keine Steine umdrehen (bzw. WIE man sie umdreht!) und beim Gehen immer den Blick auf den Boden richten soll. Das Abenteuer Afrika ist wohl stark genug, so gut wie die Kinder diese Tipps befolgen.

Der Weg zieht sich langsam höher, das Tal wird enger, als von weitem die ersten Paviane ihre durchdringenden Schreie von sich geben. Neugierig, aber ohne Angst fragen uns die Kinder, wie man sich verhalten soll, wenn diese Tiere einen beißen wollen…
Nach einigen Stunden erreichen wir den sogenannten Tunnel, einer engen Schlucht, welche gerade Wasser führt. Wir machen eine ausgiebige Pause und genießen unsere Brotzeit, während die Kinder auf den Steinen herumhüpfen oder Staudämme bauen. Da dieser Wanderweg einen hohen Bekanntheitsgrad hat, sind wir hier nicht allein. Doch es stört nicht, jeder genießt die Stille der Natur.

Leider müssen wir uns bald schon wieder auf den Rückweg machen. Als wir abends geschafft auf unserem Campingplatz ankommen, stehen 14 Kilometer in den Büchern. Als wäre das nicht genug, toben die Kinder nach dem Essen wieder auf dem Spielplatz, bis die Nacht hereinbricht.

Am Amphitheater


4. Tag, So, 27.04.: Vom Royal Natal nach Weenen

Da unser heutiges Ziel keine weite Fahrstrecke bedeutet, erkunden wir nach einem gemütlichen Frühstück die unmittelbare Umgebung des Campingplatzes. Einige kleine Wanderwege ziehen sich durch die Landschaft, ein Bach mit glasklarem Wasser plätschert am Platz vorbei. Kleine, unaufgeregt wirkende Antilopen verstecken sich im Gebüsch, und neugierige Paviane springen umher. Die Kinder entdecken schöne Perlhuhnfedern und fangen an, sie zu sammeln.

Unweit des Platzes gibt es die Kaskaden zu besichtigen, einen kleinen, mehrstufigen Wasserfall. Da es hierzu keiner Anstrengung bedarf, treffen wir auf etliche Leute mit der gleichen Idee. Etwas abseits finden wir ein sonniges Plätzchen und genießen bei monotonem Wasserrauschen die Sonne.
Mittags verlassen wir den Park und machen uns über Bergville und Colenso auf den Weg zum Weenen Nationalpark, ein kleiner, aber feiner Park mit einigen großen Tieren wie Giraffen und Nashörnern. Der nicht umzäunte Campingplatz dort besteht aus einem Dutzend großräumiger Parzellen, die zu dieser Jahreszeit von hüfthohem Gras umgeben sind. Die meisten Parzellen sind frei. Die Landschaft ist trocken, Akazien strecken hier und da ihr Blätterdach zum Himmel. Zwei Strauße stehen in Sichtweite im Gras. Eine Savanne wie aus dem Bilderbuch.

Die Buben nehmen nun die umliegende Natur zum Spielplatz: Fangen, Verstecken, Rennen. Sie helfen beim Aufbau des Lagerfeuers und suchen trockenes Holz. Und je dunkler es wird, desto größer das Abenteuer, desto stiller die Kinder, desto lauter das Rascheln im Gras.
Leider führt unweit des Platzes eine Landstraße vorbei, sodass die Ruhe immer wieder von vorbeifahrenden Autos unterbrochen wird.

Tagesdistanz: 140 km

Paviane am Campingplatz

Bergpanorama bei den Kaskaden

Abends im Weenen Nature Reserve


5. Tag, Mo, 28.04.: Wir fällen eine Akazie

Während Claudia das Frühstück vorbereitet und die Kinder wieder herumtoben, wandere ich zum nahegelegenen Hide, ein kleiner Holzverschlag als Beobachtungsversteck. Im Wasserloch dahinter tummeln sich ein nur paar Vögel, und im Gebüsch grasen Elenantilopen, die optisch mit dem braun-grünen Gras verschmelzen.

Mit dem Womo geht es auf die Pirsch. Auf holprigen, engen Pisten suchen wir nach dem versprochenen Großgetier, doch wirkt der Park fast ausgestorben. Hohes Gras und dichte Büsche erschweren die Sicht, nur manchmal erhaschen wir das ein oder andere Zebra neben dem Weg. Halten wir kurz an, springen die Tiere schon weg.

Die Piste wird immer unwegsamer, ausgewaschene Schlaglöcher müssen umfahren werden, bis eine Dornakazie so in den Weg ragt, dass ich mit dem breiten Fahrzeug nicht vorbeikomme. Ein Zurücksetzen ist kaum möglich, etliche Kilometer schon wand sich die Piste ohne Ausweichstelle kurvig am Hang entlang , sodass ich mich dazu entschließe, die Akazie zu fällen. Na zumindest die Äste abzusägen, welche mich an der Weiterfahrt hindern. Klar, dass das mit einem Taschenmesser mit Minisäge nicht in 15 Minuten erledigt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass Dornakazien eben Dornen haben – nicht so kleine Rosendörnchen, nein, Stacheln bis 15 cm Länge – und eine Dorndichte aufweisen, dass man unverletzt kaum an die Äste gelangt.
Nach einer guten halben Stunde und etlichen Verletzungen an den Händen ist das erledigt, und wir können die Fahrt fortsetzen , in deren Verlauf wir noch Kudus, Giraffen, Schakale und Klippschliefer beobachten.

Der Park bietet auch Wandermöglichkeiten, von denen wir eine nutzen, natürlich auch mit der Hoffnung, bei dieser Wandersafari unbemerkt Tiere beobachten zu können. Und so schleichen wir mehr durch das hohe Gras als dass wir wandern, achten dabei stets auf den Weg, die Umgebung, und auch darauf, nicht die Orientierung zu verlieren, da der Trampelpfad schnell als solcher nicht mehr zu erkennen ist. Kurz vor dem Ziel dieser Wanderung, einem Hügel mit Sendemast, Sitzgelegenheit und Aussicht, bemerken wir deutlichen Wildgeruch. Während die Kinder und Claudia im Hintergrund warten, suche ich nach dem Schuldigen, doch weit und breit ist kein Tier zu sehen. Zudem erschwert die Vegetation eine ungehinderte Sicht auf die Umgebung.

Den ansonsten ruhigen, unaufgeregten Tag beenden wir mit Feuerkartoffeln und altersgerechten Getränken.

Tagesdistanz: 30 km

So macht Safari Spaß


6. Tag, Di, 29.04.: Und nochmals Drachenberge

Nach diesem Abstecher in die buchstäbliche Savanne wollen wir heute nochmals in die Drakensberge, diesmal in den südlichen Teil. Über Estcourt, wo wir nochmals die Vorräte auffüllen, und Nottingham Road nehmen wir Kurs auf Loteni. Hinter Nottingham wird die Straße schlechter und lässt nur noch mäßige Geschwindigkeiten zu, sodass die weitere Fahrt anstrengender wird. Belohnt werden wir mit grandiosen Aussichten in die Berge, vereinzelt entdecken wir sogar Gipfel mit Schnee.

Wir sind froh, als wir Loteni erreichen, und richten uns auf dem dortigen Campingplatz ein. Auch dieser besteht nur aus wenigen, aber großen Parzellen mit kurz gemähtem Rasen und ist bis auf uns und einer anderen Familie unbelegt.
Die Kinder lieben es, grenzenlos umher zu rennen und sich ins Gras fallen zu lassen, während wir das Lagerfeuer entfachen und unser Fleisch grillen.

Tagesdistanz: 160 km

Abendstimmung am Campingplatz Loteni


7. Tag, Mi, 30.04.: Loteni - paradiesische Einsamkeit

Eine stille, kalte Nacht liegt hinter uns. Für den Tag haben wir uns eine Wanderung in dieser traumhaften, fast unwirklichen Landschaft vorgenommen.
Wir packen unsere Rucksäcke und marschieren direkt vom Campingplatz los mit einer groben Vorstellung darüber, in welche Richtung wir wollen, und wann wir wieder umkehren sollten. Wir wandern oberhalb eines Baches, von welchem wir wissen, dass irgendwo weiter oben ein großer Wasserfall als Ziel dient, und in dessen Nähe Bademöglichkeiten zu finden sind.

Die Welt hier scheint nur noch zwei Farben zu kennen: Blau und Grün. Nur noch vereinzelt wachsen kleine Bäume, in der bergigen Landschaft herrscht ein Teppich aus Gras vor. Kein Wind, kein Geräusch stört die Stille, in der wir unterwegs sind. Das Summen der Insekten ist das einzige, was wir vernehmen können, und so fangen wir selbst schon zu flüstern an. Während einer Pause lege ich mich ins Gras, blicke in den klaren Himmel und wünsche mir, die Zeit bliebe stehen.

Wir erreichen den Wasserfall und suchen uns große Felsbrocken im Bach, auf welchen man es sich bequem machen kann. Das Wasser ist eiskalt, doch den Kindern und Claudia ist das egal. Und da Badebekleidung hier eh keinen Nutzen hat, springen die Nackedeis ins Wasser und planschen, bis nach wenigen Minuten die Haut rot ist.

Auf Rückweg zum Campingplatz sehen wir in der Ferne Elenantilopen und Paviane, die von uns keine Notiz nehmen, und freuen uns schon auf ein weiteres Lagerfeuer.

Wandern in der Einsamkeit


8. Tag, Do, 01.05.: Auf gehts Richtung Ozean!

In der Gewissheit, dass uns Loteni lange in Erinnerung bleiben wird, nehmen wir heute Kurs weiter nach Süden, Ziel Oribi Gorge. 260 Kilometer liegen vor uns: Über die Schotterpiste bis Himeville und die Landstraße bis Kokstad erreichen wir die N2. Je weiter wir uns von den Bergen entfernen, desto dichter wird der Verkehr. Bei Oribi Gorge quartieren wir uns auf dem Campingplatz des Eland Game Reserves ein, ein Platz, welcher mit seinen klar gegliederten, rechteckigen Parzellen im Vergleich zu den vorhergehenden Plätzen geradezu beengend wirkt.
Als Ausgleich lassen wir uns im Restaurant bekochen.

Tagesdistanz: 260 km


9. Tag, Fr, 02.05.: Am Oribi Gorge

In den nächsten Tagen wollen wir ein paar Badetage einlegen. Da der Indische Ozean nicht mehr weit ist und dort etliche Campingplätze zur Verfügung stehen, lassen wir uns mit der Weiterfahrt Zeit und erkunden erst die Gegend. In dem kleinen Nature Reserve tummeln sich etliche Tiere wie Elenantilopen, Kudus, Zebras und Gnus. Eine 80 Meter lange Drahthängebrücke bietet einen hervorragenden Ausblick auf die Oribi Schlucht und den Blätterwald von oben. Daneben gibt es noch weitere adrenalinfördernde Aktivitäten wie Bungee, Zipline, Rafting oder Abseilen, die wir den Kindern zuliebe links liegen lassen.

Nach einem ruhigen Vormittag, einem Eis und jeweils einem Kuscheltier für die Kinder fahren wir weiter zur Küste nach Umtentweni. Am Sandstrand bauen wir Sandburgen und planen die nächsten Tage.

Unser Nachtquartier war der örtliche Campingplatz, der leider wegen der direkten Nähe zur Hauptstraße und der Tatsache, dass irgendwo im Umkreis ein Harley-Treffen war, bis tief in die Nacht sehr laut war.

Tagesdistanz: 60 km

Hängebrücke am Oribi Gorge


10. Tag, Sa, 03.05.: Scottburgh

Scottburgh sollte unser Badeort werden. Und so brechen wir nach einem langen Frühstück gemütlich auf. Der dortige, direkt am Strand gelegene Caravanpark scheint ein ideal, und der Ort, ein südafrikanischer Ferienort, lädt möglicherweise zum Bummeln ein.

Es sind nur 70 km bis dorthin, und so erreichen wir noch am Mittag das Ziel. Der Park ist fast ausgebucht, und so können wir können froh sein, noch einen schönen Platz mit Sicht auf die hohen Wellen des Ozeans zu bekommen. Leider scheint das Wetter etwas unbeständiger zu werden. Wind und Wolken drücken das Thermometer, und da der Ort ganz und gar nicht zum Flanieren geeignet ist, begnügen wir uns mit Muscheln sammeln und Burgen bauen.

Abends gehen wir fein Essen in ein mosambikanisches Restaurant.

Tagesdistanz: 70 km

Gewitterstimmung am Indischen Ozean


11. Tag, So, 04.05.: Ein Tag am Strand

Heute ist es wieder wärmer – Zeit zum Schwimmen. Während wir am Womo frühstücken, kommt eine Angestellte des Campingplatzes vorbei und fragt uns, ob wir den Wäscheservice in Anspruch nehmen wollen, was wir gerne annehmen. Leider hat sie das passende Wechselgeld nicht dabei, und so verschwindet sie mit unserem Geld, mit der Wäsche und mit der Bemerkung, sie komme gleich wieder. Wir frühstücken weiter, lassen uns sogar viel Zeit, doch sie kommt nicht. Wir gehen zum Spielplatz des Caravanparks, lassen die Kinder ausgiebig die Spielgeräte und das Trampolin testen, kehren zum Womo zurück und warten abermals – doch sie kommt nicht. Sind jetzt Wäsche und Geld weg?

Wir machen uns keinen Kopf darüber und verbringen den Tag am Strand. Wir stürzen uns in die hohen Wellen, bauen weitere Sandburgen und genießen Meer und Sonne. Am Spätnachmittag kehren wir zurück zu unserem Platz, und kurze Zeit später kommt die Angestellte mit gewaschener und getrockneter Wäsche und dem Wechselgeld. Man weiß ja, was hier „Ich bin gleich zurück“ bedeutet.

Im Caravanpark Scottburgh


12. Tag, Mo, 05.05.: Pfannkuchen bis wir platzen

Der letzte Tag in Scottburgh. Wir haben beschlossen, im kleinen Café des Campingplatzes zu frühstücken – für umgerechnet 30 Eurocents gibt es hier Pfannkuchen. Also begeben wir uns zum Café. Da die Kinder gleich zum Spielplatz wollen, zeigen wir ihnen, wo sie die Terrasse des Cafés finden, welche nicht zu finden aus Erwachsenensicht ein Ding der Unmöglichkeit ist, da nur ein Hauseck zwischen Spielplatz und Terrasse den direkten Blickkontakt verhindert.

Wir bestellen schon mal den Kaffee, und nach wenigen Minuten kommt Thomas ums Eck und bestellt bei uns einen Saft. Auf unsere Bitte, er solle jetzt den Julian holen, verschwindet er kurz und kehrt nach wenigen Augenblicken wieder zurück. Julian sei nicht mehr da….
Ungläubig grinsend schaue ich ums Eck – kein Julian! Hat er sich versteckt? Ich umrunde einmal das Haus und stelle fest, dass wir ihn wohl jetzt suchen müssen. Während Thomas auf der Terrasse auf uns wartet, gehen – laufen wir zu unserem Platz, wieder zurück zum Café, zum Strand, und wieder zurück. Nach wenigen Minuten und schnell steigendem Puls kommt er seelenruhig auf uns zu und meint, er hätte uns gesucht…. Zur Beruhigung aller bestellen wir Pfannkuchen nach Pfannkuchen – am Ende waren es 16 Stück.

Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Umlalazi Nature Reserve, statten wir dem „Crocworld“ einen Besuch ab. Dort gibt es jede Menge Krokodile zu begutachten, darunter besonders große und besonders alte Individuen, wie sie träge herumliegen mit ihren gefährlichen, blitzschnellen Mäulern und durchdringenden Blicken. In der Aufzuchtstation dürfen die Buben unter Aufsicht Babykrokodile in die Hände nehmen, was diese wie selbstverständlich ohne jede Scheu machen. Im Restaurant des Crocworld probieren wir Krokodilfleisch – nicht jedermanns Sache.

Mit gefülltem Bauch geht es weiter auf der N2 an Durban vorbei nach Norden, während es bei kühlen 20°C zu regnen beginnt. Am späten Nachmittag erreichen wir Umlalazi, auf dessen Campingplatz wir die einzigen Gäste sind – mit Ausnahme einiger Meerkatzen und Duckern.

Tagesdistanz: 190 km

Halt ihn gut fest!

Auge um Auge ...


13. Tag, Di, 06.05.: Sandstrand ohne Ende

Eine stürmische Gewitternacht haben wir hinter uns. Dicke Wolken verhindern einen raschen Temperaturanstieg, und so schalten wir heute das erste Mal zum Frühstück unsere Heizung ein.

Da der Urwald des Umlalazi eine Vielzahl an unterschiedlichen Schlangenarten beherbergt, darunter Grüne Mamba, Grüne Baumschlange und sogar die Gabunviper, wollen wir diesmal unser Glück versuchen und wandern langsam und leise bei Nieselregen einen Pfad im Wald entlang. Doch statt Schlangen sehen wir dicke Hundertfüßler und Tausendfüßler, genießen den mittlerweile warmen Mairegen im Urwald und hören der bunten Geräuschkulisse der vielen verschiedenen Vögel zu.

Am Ende des Weges erreichen wir den aufgewühlten Ozean. Der Regen hat mittlerweile aufgehört. Meterhohe Wellen peitschen an den Sandstrand, der beidseits endlos bis zum Horizont zu sein scheint, und der Wind trägt die graue Gischt über die Dünen. Wir wandern auf die hohen Sanddünen, die langsam die erste Baumreihe des Urwaldes verschlingen. Eine eigenartige, unwirtliche Stimmung umgibt uns.
Am Nachmittag wandern wir am Fluss Umlalazi entlang, wo es Haie und Krokodile geben soll. Wie schon die Schlangen im Urwald wollen auch diese Tiere nichts mit uns zu tun haben. Wir begnügen uns mit den Mangroven, wo ein Holzsteg zum Spazieren einlädt, und beobachten die ängstlichen Krebse.

Ein Strand für uns allein


14. Tag, Mi, 07.05.: Bootstour auf den Hluhluwe-Fluss

Die Sonne weckt uns wieder. Nach einem herrlichen Frühstück mit einem Besuch von Wollhalsstörchen, Pavianen und Meerkatzen suchen wir die imposanten Mammutpalmen in Mtuzini auf und machen anschließend auf den Weg nach St. Lucia, wo wir eine Bootsfahrt auf dem Hluhluwe River buchen , was uns Krokodile, die ersten Hippos, Reiher und Antilopen vor die Linse bringt.

Im Gegensatz zu Scottburgh wirkt St. Lucia tatsächlich wie ein Touristenort mit entsprechenden Souvenirshops und einer Straße, die man durchaus mal entlanggehen kann.

Unser Quartier schlagen wir im Sugarloaf Camp auf, an dessen Zaun nachts die Hippos entlanglaufen und grasen sollen.

Tagesdistanz: 115 km

Die ersten Hippos


15. Tag, Do, 08.05.: Besuch bei den Zulus

Morgens spazieren wir den Uferweg entlang. Mit etwas Glück könne man hier Haie, Krokodile und Hippos sehen. Um es für die Kinder spannender zu machen, schleichen wir mit Fernglas bewaffnet auf dem breiten, befestigten Weg entlang. Krokodile und Hippos sind schnell gefunden, nur die Haie haben sich wohl versteckt. Im Sand konnten wir eine Vielzahl von Tierspuren sehen, und so machen wir ein kleines Detektivspiel daraus…

Ohne Zeitdruck machen wir uns auf den Weg zum nächsten Camp, der Bushbaby Lodge. Unterwegs besichtigen wir ein Zulu-Dorf, in welchem für Touristen verschiedene Vorführungen dargeboten werden, wie beispielsweise das Leben in einem Zuludorf oder Tanzeinlagen zu rhythmischen Trommelklängen. Während wir im „Biergarten“ auf die Vorstellung warten und unsere Getränke schlürfen, entdeckt Thomas eine handgroße Riesenspinne, die regungslos zwei Meter über unseren Köpfen im Netz sitzt.

In der Bushbaby Lodge sind wir die einzigen Gäste und bestellen ein hervorragendes 3-Gänge-Menü. Leider macht sich die Nähe zum Lake St. Lucia und zu den Mkuze-Sümpfen bemerkbar: Kurz vor Sonnenuntergang fallen Heerscharen von Mücken ein. .

Tagesdistanz: 80 km

Die beiden Jungs hatten beim Zulu ein Stein im Brett.


16. Tag, Fr, 09.05.: Im Hluhluwe Nationalpark (1)

Heute geht es in den ersten „richtigen“ Nationalpark, den Hluhluwe, wo die Kinder auf Löwen und ich auf Elefanten hoffen. Am Gate werden wir strengstens kontrolliert: Die Bediensteten sehen wohl nicht so oft ein Wohnmobil, sodass sie uns darum gebeten haben, einen Blick ins Innere werfen zu können.

Im Park machen wir uns auf die Suche. Leider ist auch hier das Gras hochgewachsen und die Büsche dicht, sodass sich die Tiere sehr gut verstecken können. Und so sehen wir zu Beginn nur eine Warzenschweinfamilie auf der Straße entlanglaufen sowie Paviane am Wegrand sitzen und in den Bäumen hangeln. Nach einem wenig erfolgreichen Vormittag pausieren wir im Hilltop Camp, wo wir diebische Meerkatzen beim Futterklau von den Restauranttischen beobachten. Am Nachmittag entdecken wir auch etwas größere Tiere: Sind Giraffen eher gemütliche und neugierige Tiere, lassen uns Nashörner und Elefanten den Adrenalinspiegel schon eher etwas ansteigen. Und sogar eine kleine Schlange zeigt sich unserer Kamera.

Vor Sonnenuntergang müssen wir den Park verlassen, da es drinnen keine Campingmöglichkeit gibt. Etwa 3 Kilometer hinter dem Gate finden wir einen kleinen, einfachen, von Schwarzen bewirtschafteten Campingplatz, bei dem wir uns für die nächsten zwei Nächte einbuchen. Für einen guten ebenen Standplatz muss ich etwas rangieren, und da darf mir der stolze Julian beim Lenken helfen. So kann er später einmal sagen, das erste von ihm gelenkte Fahrzeug war ein 7-Meter-Wohnmobil mitten in der afrikanischen Savanne!

Tagesdistanz: 85 km

Büffel können gefährlich sein...

Nashörner auch...

Elefanten erst recht!


Großes Kino!

Meerkatze im Baum


17. Tag, Sa, 10.05.: Im Hluhluwe Nationalpark (2)

Um so lange wie möglich im Park unterwegs sein zu können, stehen wir sehr früh auf und fahren ohne Frühstück los. Der Himmel ist wolkenverhangen, und so hoffen wir auf etwas mehr tierische Aktivität.

Gleich zu Beginn werden wir belohnt: Eine große Büffelherde mit gut 50 Tieren, darunter etlichen mächtigen Bullen, passiert keine 20 Meter vor uns unseren Weg und grast gemütlich im Feld neben uns. Doch wenig später erscheint der Park wie ausgestorben. Wir frühstücken auf einem schön angelegten, nicht umzäunten Picknickplatz, wo wir alleine sind und auf tierischen Besuch hoffen – Fehlanzeige.

Wir beschließen, in den südlichen Teil des Parks, den Umfolozi, zu wechseln. Auf dem Weg dorthin treffen wir auf ein Nashornpärchen, keine 5 Meter von uns, was uns das Blut in den Adern gefrieren lässt. Während wir die Tiere beobachten, lassen wir den Motor vorsorglich laufen. Man weiß ja schließlich nie, ob denen unser Auto gefällt. Nur wenig später erleben wir eine ähnliche Situation mit zwei Elefanten, glücklicherweise nicht ganz so nahe. Seelenruhig wechseln sie hinter dem Wohnmobil die Straßenseite – perfektes Kino für Claudia, Julian und Thomas, die sich alle hinten vor der Panoramascheibe aufhalten, während Papa startklar am Steuer sitzt und die Tiere nur durch den Spiegel sieht.

Im Umfolozi überqueren wir über eine Brücke ein trockenes Bachbett. Dort steht ein einsamer Elefant und gräbt im Sand nach Wasser, eine perfekte Situation, den Elefanten aus nächster Nähe zu beobachten. Zu uns gesellen sich einige andere Parkbesucher, jedoch haben wir vom Womo aus wohl den Logenplatz.
Wir pausieren am frühen Nachmittag an einem Hide mit gutem Blick auf ein Wasserloch. Als wir dort ankommen, verschwinden gerade einige Giraffen. Zebras sind auch dort, aber sie trauen sich nicht ans Wasser. Ein Warzenschwein ist hypernervös. Irgendwo muss sich ein Raubtier verstecken, doch wir sehen keins. Wir warten eine Zeit lang, doch nichts passiert.

Um vor der Parkschließung das nördliche Tor zu erreichen, müssen wir von nun an etwas auf die Zeit achten und durchqueren in „rasantem“ Tempo den Park. Kurz vor unserem Ziel sehen wir in der Dämmerung unweit der Straße zwei Nashörner kämpfen; ein Schauspiel, das man sich nicht entgehen lassen darf.
Leider tut Julis Ohr etwas weh und Toms linkes Auge war von einem Mückenstich angeschwollen. Gegen beides hilft Zwiebel, die es zu Nudeln und Tomatensauce am Abend gibt.

Tagesdistanz: 160 km

Warzenschweine

Ein scheues Nyala

Durstiger Elefant im trockenen Bachbett

Straßenblockade kurz vor Torschluss


18. Tag, So, 11.05.: Im Ithala Game Reserve

Besonders freue ich mich auf das Ithala Game Reserve. Dort gibt es einen Campingplatz im Park, sodass ich darauf hoffe, eine schöne, unvergessliche Nacht mit der entsprechenden afrikanischen Geräuschkulisse zu erleben.

Auf dem Weg, der uns über den Ort Pongola führt, finden wir einen Verkaufsstand für Wildfleisch, und so decken wir uns mit Kudu Biltong, Impala- und Warzenschweinsalami ein. Preiswerte Delikatessen, die ich gerne tonnenweise nach Deutschland importieren würde.
Leider geht es Juli schlechter, er bekommt Fieber. Gut, dass er im Liegen mitfahren kann.

Die Landschaft ist traumhaft: Afrikanische Bergwelt und Savannenlandschaft wechseln sich ab, dekorativ versetzt mit roter Erde. Wir erreichen den Park, den wir gleich wegen seiner schönen Landschaft ins Herz schließen. Wie ein Bioreservat liegt er eingebettet zwischen den Bergen und dem Fluss Pongola.
Über verschiedene Pisten bahnen wir uns den Weg zum Campingplatz am Mbizane, einem Zufluss zum Pongola. In kürzester Zeit entdecken wir Nashörner, Zebras, Giraffen, Warzenschweine, Antilopen und genießen es, sie ohne Zeitdruck zu beobachten, da der Campingplatz nur wenige Kilometer weiter ist. Außerdem tun die Fahrpausen dem Julian gut.

Der Mbizane ist ein Bach, zu klein für Krokodilen oder Nilpferde, und so spazieren Thomas und ich etwas an dem Gewässer entlang und versuchen Schlangen oder andere interessante Tiere zu finden. Der Campingplatz ist mit einer rustikalen Buschdusche ausgestattet. Duschen unter freiem Himmel, so mag ich es! Abends grillen wir und tischen auf, um die laue Nacht möglichst lange zu genießen. Leider bekommt Julian davon nichts mit.

Tagesdistanz: 230 km

Traumlandschaft Ithala


19. Tag, Mo, 12.05.: Elefantenangriff!

Nachts stieg sein Fieber auf 39°C, sodass er Wadenwickel bekam und wir beschlossen, uns im Ntshondwe Camp einzubuchen, damit Julian seine Ruhe bekommt und in einem ordentlichen Bett schlafen kann.
Claudia bleibt nun bei ihm und nutzt die Zeit zum Wäsche waschen, während Thomas und ich versuchen, auf die letzten Tage noch einige Abenteuer zu erleben.

Ein Fahrweg im Park führt zum Pongola, einem Fluss, in welchem wir möglicherweise badende Elefanten, Hippos, Krokodile und andere durstige Tiere zu entdecken hoffen. Wir begeben uns also auf diesen Fahrweg, wo uns zuvor ein Schild gewarnt hat, dass dieser nur für Allradfahrzeuge oder Fahrzeuge mit hoher Bodenfreiheit geeignet sei. Eine enge, an beiden Seiten dicht bewachsene Piste schlängelt sich zum Fluss hinunter. Immer wieder waten wir durch kleine Bäche, und nur wenige Ausweichstellen ermöglichen ein Passieren oder Überholen.
Im Spiegel sehe ich ein weiteres Fahrzeug, welches sich von hinten nähert, und bei nächster Gelegenheit lasse ich es passieren. Es ist ein Parkranger. Er bedankt sich und ist alsbald aus unseren Augen verschwunden.

Wenige Minuten später kommt er im Rückwärtsgang wieder die Piste heraufgefahren. Er erzählt, er hätte weiter unten eine Elefantenherde gesehen, mit einem äußerst aggressiven Elefantenbullen. Er würde nicht an dieser Herde vorbeifahren, aber wir könnten es ja versuchen. Also setzen wir zurück bis zur Ausweichstelle, wo er umdreht und verschwindet. Wir beschließen, uns mal die Herde von weitem anzusehen, und fahren den Berg wieder hinunter. Irgendwann sehen wir am Straßenrand ein Elefantenohr wedeln. Es muss einem großen Bullen gehören! Er scheint nicht aggressiv zu sein, und so warten wir erst mal ab. Langsam zieht er sich ins Gebüsch zurück, und wir hören nur noch die Äste knacken. Wir rollen langsam an die Stelle heran, wo wir das Ohr zuletzt gesehen haben, doch da war kein Elefant. Wirklich aggressiv, und eine ganze Herde, ja? Fröhlich fahren wir weiter um eine Kurve, und da steht sie, eine ganze Herde. Mitten auf dem Weg. 50 Meter vor uns. Die vordersten Tiere sehen uns an. Der erste Elefant – verschwindet im Gebüsch. Der zweite – grüßt mit seinem Rüssel und verschwindet. Der dritte, ein Jungbulle – macht nichts. Steht da. Fixiert uns. Wedelt nicht mit den Ohren. Keine entspannte Situation. Er hebt seinen Rüssel und zeigt uns, dass ihm unsere Anwesenheit nicht gefällt. Ich frage mich, ob wir weiter abwarten oder die nächsten Kilometer im Rückwärtsgang mit einem 7-Meter Womo eine schlechte Piste den Berg hochfahren sollten. Wir warten ab. Der Elefant hebt abermals den Rüssel und wirft ihn mit schüttelndem Kopf zu Boden. Nein, wir warten nicht mehr ab. Angespannt und mit höchster Konzentration quälen wir uns rückwärts bis zur Ausweichstelle, wo ich mir erstmal den Schweiß von der Stirn wischen muss.

Na, Thomas, war das ein Abenteuer?

Im Chalet erzählen wir von unserem Erlebnis und erfahren, dass das Fieber von Julian etwas zurückgegangen ist. Regungslos mit rotem Kopf liegt er im Bett und schläft.

Tagesdistanz: 50 km

Schnell über die Straße!


20. Tag, Di, 13.05.: Am Pongola-Fluss

Wir frühstücken auf der Sonnenterrasse unseres Chalets mit herrlicher Aussicht über den Park, besorgt über Julian, der immer noch Fieber hat und im Bett liegt.

Wir kontaktieren den Leiter des Camps und fragen um Rat. Wie eine Checkliste frägt er nach bestimmten Symptomen wie schnell steigendes und abfallendes Fieber und Schüttelfrost – was seines Wissens nach Anzeichen einer Malaria wären und wir verneinen, oder andauerndes Fieber sowie starke Gliederschmerzen – was Anzeichen des Zeckenbissfiebers wären und wir bejahen. Letzteres wäre eine Krankheit, welche wir nicht zu fürchten bräuchten, und welches in der Gegend häufiger vorkomme. Nach drei Tagen wäre der Spuk vorbei und Julian künftig immun. Auch fragt er nach unserer bisherigen Reiseroute und versichert, dass in den Gegenden, in welchen wir waren, in den letzten 20 Jahren keine Malaria mehr vorgekommen wäre.

Etwas beruhigt beratschlagen wir über den heutigen Tag. Auf zum Pongola – über die Strecke, wo uns gestern die Elefanten zur Umkehr zwangen. Wir nähern uns dieser Stelle und mussten prompt abermals stoppen: Ein mächtiger Baumstamm lag quer über der Straße. Die Elefanten hatten ganze Arbeit geleistet. Ein südafrikanischer Tourist ist ebenfalls am Ort, und wir unterhalten uns darüber, was wir tun könnten. Zwar hat er eine Seilwinde am Fahrzeug, doch diesen Baumstamm könne er nicht von der Piste ziehen. Als wir gerade wenden wollen, kommt ein drittes Fahrzeug: Ein Pickup der Parkverwaltung. Sie haben eine Motorsäge dabei, und so warten wir ab, bis das Holz in Stücke geteilt und verladen ist, und setzen die Fahrt fort. Der restliche Weg zum Fluss ist übersät mit Laub, Zweigen und Ästen sowie den elefantentypischen Stoffwechselendprodukten – doch von den Dickhäutern heute keine Spur.

Am Fluss sind einige schattige Picknickplätze. Wir stehen am Ufer und beobachten das Wasser, wie es ruhig an uns vorbei fließt – zu niedrig für Hippos oder tauchende Krokodile. Und so genießen wir die herbstliche, warme Maisonne und machen uns Gedanken über Julian. Wenn das Fieber morgen nicht zurückgegangen ist, werden wir zum nächsten Arzt nach Vryheid fahren, 75 km von hier.

Am Nachmittag möchte Thomas im Chalet bleiben, also gehe ich alleine nochmals auf Achse. Ich packe mir die Wanderschuhe ein, da ich mir einen wenige Kilometer langen Wanderweg auf einen nahegelegenen Berg vorgenommen habe.
Der Trampelpfad ist schon arg verwachsen, immer wieder vergewissere ich mich, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, bis ich nach wenigen Minuten einen genaueren Blick auf meine Hosenbeine richte: Zecken, überall Zecken! Pepperticks heißen die hier. Sie sind nicht so dunkel/schwarz wie in Deutschland und auch nicht so „groß“. Sie wirken wir gemahlene Paprika und sind auf der Haut kaum zu erkennen. Jetzt wird mir bewusst, dass wir nach den „falschen“ Zecken gesucht haben, als wir uns an den Abenden zuvor gegenseitig abgecheckt haben. Ich mache sofort kehrt und verzichte auf die Wanderung. Schuhe und Kleidung werden ausgiebig ausgeklopft und wandern in einen Plastikbeutel.

Im weiteren Verlauf meiner Solo-Safari hält mich eine Giraffe auf, die seelenruhig auf der Piste steht und mich „von oben herab“ betrachtet. Da Giraffen üblicherweise früh die Flucht ergreifen, halte ich gebührend Abstand, um das Tier nicht zu beunruhigen. Es dauert nicht lange, da taucht ein zweites Tier auf. Wenig später entdecke ich im Gebüsch eine dritte, schließlich eine vierte, bis am Ende eine Herde von 10 Tieren vor mir steht. Die Sonne steht schon tief, uns so versuche ich, für bessere Bilder mit dem Fahrzeug zwischen Sonne und Herde zu kommen. Doch das schreckt die Herde auf, und sie galoppiert davon. Mit besserer Vorbereitung hätte das majestätische Bilder gegeben!

Tagesdistanz: 50 km

Elefantenschlagbaum

Giraffenfamilie

Im Ithala - eine Landschaft zum Verlieben

Sonnenuntergangsstimmung


21. Tag, Mi, 14.05.: Chelmsford Dam

Letzter Tag im Park. Was sind wir erleichtert! Julian geht es besser, das Fieber ist weg. Es musste das Zeckenbissfieber gewesen sein.
Bevor wir das Camp verlassen, dürfen die Buben noch auf dem dortigen Spielplatz herumtollen. Wir nehmen über Vryheid und Dundee Kurs auf den Chelmsford Dam, wo die Landschaft wieder flach und unspektakulär wird. Wir werfen zum letzten Mal den Grill an und freuen uns über zwei gesunde, lebhafte Kinder.

Tagesdistanz: 220 km


22. Tag, Do, 15.05.: Bronkhorstspruit Dam

Die Vollmondnacht war windig und kalt.
Über Newcastle und Standerton gelangen wir zum Bronkhorstspruit Dam, unserer letzten Übernachtung vor unserem Rückflug. Kohleabbau und Industrieanlagen prägen die Landschaft, die wir zügig durchqueren. Auch der Campingplatz am See entspricht nicht unseren Erwartungen, zu sehr entspricht er bereits europäischem Standard ohne afrikanischem Stil und ist auf den lokalen (Wochenend- bzw. Angler-)Tourismus ausgerichtet.

Tagesdistanz: 350 km


23. Tag, Fr, 16.05.: Abschied

Heute steht nur noch die rechtzeitige Abgabe des Wohnmobils und die Fahrt zum Flughafen an. Da nur noch 60 km vor uns liegen, lassen wir uns hierfür viiiiel Zeit, damit der Urlaub noch seeehr lange dauert….

Tagesdistanz: 70 km